Integrale Politik in Bern

 

 

Anfang Oktober durfte ich zum dritten Mal das Seminar „Prinzipien integraler Politik“ in Kooperation mit der IP Schweiz anbieten, diesmal in der Bundesstadt Bern. Einen herzlichen Dank dafür an Simon Berg und alle Aktiven des inneren Kreises der IP!

Den Auftakt bildete ein offener Abend mit dem Format Sprechen & Zuhören am Vorabend (zugleich die Premiere dieses Formats in der Schweiz!). Das von Mehr Demokratie entwickelte Gesprächs- und Begegnungsformat ist ein dezidiert niederschwelliges Angebot, bei dem die Teilnehmenden in Kleingruppen von je vier Personen je 3 x 4 Minuten aus ihrer persönlichen Sicht über ein Thema sprechen (in unserem Fall: „Wie geht es dir mit der Neutralität?“). Auch in Bern führte dies dazu, dass die Gespräche im Verlauf der drei Gesprächsrunden immer tiefer und persönlicher wurden. Ein Teilnehmer fasste sein Fazit mit den Worten zusammen: „Es war wie eine Kläranlage“.

S&Z

 

Zum Seminar selbst fanden sich am nächsten Tag alsdann 12 Interessierte, überwiegend Mitglieder der IP, in der hübsch gelegenen Villa Stucki ein, um in die Magie integraler Politik einzutauchen. Darunter waren engagierte Bürger:innen, Coaches, Verwaltungsmitarbeitende, Lehrer:innen, Therapeut:innen, Medienschaffende und Rentner:innen.

Für einige war es bereits das zweite oder sogar dritte Mal, dass sie dabei waren, nach dem Motto: „dran bleiben an der Realisierung der Vision!“ Besonders gefreut hat mich, dass am zweiten Seminartag zwei Teilnehmende, die eigentlich nur für den ersten Tag registriert waren, wieder kamen – und dass noch ein weiterer dazu stieß. 😊

Open Space

 

Der Fokus des Seminars lag – neben der in den 10 Prinzipien integraler Politik kondensierten Vision selbst – wie immer auf praktischen Übungen, die die neue Qualität und Frequenz integraler Politik unmittelbar erfahrbar machten. – Oder wie ein Teilnehmer es in seinem Abschluss-Statement treffend formulierte: „die Methoden sind der Inhalt!“. Nicht zufällig besagt denn auch Prinzip 7, dass integrale Politik Taten statt Worte sprechen läßt (it walks its talk).

Für Aha-Momente sorgte bei den Teilnehmenden dabei etwa der praktisch erlebte Vergleich zwischen dem Modus einer Debatte und dem eines Dialogs zum selben Thema (Sollten die in der Schweiz eingefrorenen russischen Vermögen der Ukraine zur Verfügung gestellt werden?). Der Debattenmodus (mit verteilten Rollen) führte zu einer regelrechten Eigendynamik des sich gegenseitig Überbietens mit (vermeintlich) besseren Argumenten. „Man steigert sich hinein – ich habe diese Kampfenergie als lustvoll erlebt!“, so ein aktiver Teilnehmer der Debatte. Eine Beobachterin teilte dagegen ihre Wahrnehmung mit, dass dieser Schlagabtausch „nichts mit mir zu tun hatte“ – womit sie einer verbreiteten Empfindung vieler Bürger:innen als passiv Zuschauende politischer Debatten Ausdruck verlieh.

Dialog-Übung

 

Im stärker entschleunigten, fragenden Modus des Dialogs nahmen Teilnehmende demgegenüber „eine ganz andere Tonalität“ wahr. „Ich war mehr bei mir“; es fand gleichsam „eine Integralisierung in mir“ statt… In komplexeren U-Prozessen außerhalb des Seminar-Settings setzen wir daher dialogische Elemente stets erst nach den argumentativen, Fakten-betonten ein, um eine tiefere Integration möglichst vielfältiger Perspektiven zu ermöglichen.

Anders als in Kursen mit Menschen, für die das integrale Universum neu ist, konnten wir im Kreis der Mitglieder der IP Schweiz in diesem Seminar alle fünf Grundprinzipien behandeln, ohne dass Teilnehmende „aus der Kurve flogen“. Hierzu trugen sicher auch die immer wieder eingewobene Entschleunigung und Integration durch Stille und Innenschau einerseits bei (in Anwendung von Prinzip 4 integraler Politik; sie ist verankert in Spiritualität), sowie Lockerungsübungen in Form von Tanz, Bewegungselementen und ausgedrückter Lebensfreude andererseits. 

An einem vielfach gewünschten Vertiefungskurs zu Prinzip 1 (mehr Perspektiven einbeziehen)/Deep Democracy arbeite ich derzeit, ebenso wie an einem Folgeformat zu den fünf Anwendungsprinzipien. Zu letzteren gab es gegen Ende des Seminars immerhin einen Teaser in Gestalt einer Open Space Session. Sie bot eine Gelegenheit, einige der im Seminar entstandenen neuen Ideen – in und außerhalb der IP Schweiz – ins Handeln zu bringen.

Blumen in der Mitte

Ich bin schon gespannt darauf, erste Ergebnisse entstehen zu sehen, und freue mich sehr über Feedbacks wie die folgenden. Sie dokumentieren, dass auch dieses Seminar sein Ziel erreicht hat, die Freude und Leichtigkeit des integralen Paradigmas von Politik körperlich erfahrbar zu machen:

  • „Ich fühle mich am richtigen Ort mit den richtigen Menschen.“
  • „Es tut gut, die Dinge langsamer zu tun. Entschleunigen ist eine integral-politische Innovation!“
  • „Es gab viel Platz für Lachen!“
  • „Gute Übungen, eine gute Mischung von Theorie (= Einsicht, Innenschau) und Praxis“
  • „Ich habe jetzt ein ganz anderes Verständnis von Politik – das Persönliche ist politisch!“
  • „Es war freudig, lebendig und abwechslungsreich.“
  • „Der Raum war gut gehalten – ich habe mich gut aufgehoben gefühlt.“
  • „Nach der Kündigung meines Jobs vermisse ich mein Team… vielleicht habe ich hier ein neues gefunden: TEAM integral!“

Ein herzlicher Dank gilt insbesondere Christof Suppinger für seine ausführliche Reflektion des Seminars in seinen Blogs „Vom Wiederholen zum Wandeln“ und „Spalten und Halten“.

Christof + Karl