Integrale Studien

Die Mitglieder von IFIS verstehen integrale Studien als informiert durch eine Vielfalt von Ansätzen über verschiedene Paradigmen, Disziplinen, Kulturen und Kontexte hinweg. Dabei ist IFIS nicht exklusiv einer bestimmten Strömung oder einer Hauptautor/in verbunden. Vielmehr bringen die Mitglieder und Partner von IFIS komplementäre, gegenseitig kritische Ansätze in einen kontinuierlichen Dialog über den Mehrwert eines integralen Bewusstseins in Forschung und Hochschulbildung ein.

Eine vorläufige Darstellung der Reflexion der IFIS-Mitglieder über die Essenz integraler Studien umfasst etwa die nachfolgenden Merkmale.

Ein integraler oder ähnlicher (Meta-) Ansatz erfordert vom Forscher

  • gleichzeitig mehrere Perspektiven (Paradigmen, Theorien, Linsen, Stimmen, Metaphern, Kategorien ...) im Bewusstsein zu halten
  • sich darüber bewusst zu sein, wie diese Perspektiven entstehen und in welchem Umfang, in welcher Kombination und unter welchen Bedingungen sie das Verständnis bestimmter Phänomene fördern oder einschränken.
  • Dialoge über die üblichen Grenzen (von Paradigmen, Disziplinen, Kulturen, Sprachen, institutionellen Rollen, Denk- und Kommunikationsstilen usw.) hinweg zu führen und durch diese Dialoge das eigene Verständnis des fraglichen Gegenstandes tatsächlich zu vertiefen und zu erweitern.
  • ein Bewusstsein für die Möglichkeiten und Grenzen des verbal-konzeptuellen Verstehens zu entwickeln und auf kreative Weise komplementäre Formen der Generierung von Erkenntnis und Verbindung einzubeziehen.
  • ein objektiv-subjektives Bewusstsein für den Forschungsprozess zu kultivieren.

 

Integrale (Meta-)Studien, die von einer engagierten Forschungsgemeinschaft betrieben werden, implizieren

  • den ganzen Regenbogen an altehrwürdigen Traditionen, Paradigmen, Disziplinen und Theorien, die aus beiden Richtungen, der reduktionistischen und ganzheitlichen, zum Prozess der Erkenntnisgewinnung beitragen, auf nicht-dogmatische Weise zu ehren und zu berücksichtigen
  • einen kritischen Dialog über die oben genannten Grenzen hinweg zu initiieren und organisatorisch aufrechtzuerhalten, wobei  hingearbeitet wird, Verbindungen zwischen bestehenden Wissensinseln und der herkömmlichen Wissensgenerierung einerseits und verschiedenen Arten und Strömungen von integralen oder ähnlichen Ansätzen andererseits herzustellen
  • einen Verhaltenskodex zu adoptieren und zu implementieren, der von Werten der Inklusion, der Integration und der Nicht-Fragmentierung der Phänomene auf und zwischen den verschiedenen Ebenen inspiriert ist (Bewusstsein, Subjektivitäten, Ideen und Konzepte, Organismen, soziokulturelle, ökologische und materielle Systeme usw.)
  • die wechselseitige und gemeinsame Transformation der Forschenden, des Forschungsansatzes und der Forschungsergebnisse und ermöglichen deren Nutzung und Wirksamkeit in realen Kontexten.

 

Der Forschungsprozess integraler (Meta-)Studien ist gekennzeichnet durch

  • eine enge Verbindung zwischen den tiefgreifenden realen Problemlösungsbedarf, der sich aus den gegenwärtigen glokalisierten Großveränderungen ergibt, und einer anhaltenden kritischen Reflexion über die eigenen Grundlagen und Konturen der integralen (Meta-) Studien als einem aufstrebenden akademischen Feld
  • eine theoriegeleitete Verbindung zwischen einer Vielzahl von Perspektiven, Realitätsebenen und -bereichen, Werten und Anliegen, Stimmen und Genres, Methoden und Werkzeugen ...
  • eine Anerkennung und Berücksichtigung verschiedener Aspekte oder Qualitäten der Realität, von denen einige am besten als evolutionär, andere eher als zyklisch und wieder andere als nicht-entwicklungsorientiert aufgefasst werden können
  • seine reflexive Selbst-Kontextualisierung und seine Anwendung auf sich selbst, sowohl auf der konzeptuellen und sozialen Ebene.

IFIS kultiviert die Aufmerksamkeit dafür, dass "integral" nur eines von vielen Labels ist, die gegenwärtig verwendet werden, um das oben erwähnte Bewusstsein widerzuspiegeln, wie es derzeit in die akademische Forschung und höhere Bildung eingebracht wird.

Es gibt viele ähnliche Strömungen, die eher als transdisziplinär, transmodern, kritisch-realistisch, kosmopolitisch, (neo-)humanistisch, meta-systemisch, meta-theoretisch, unity-in-diversity, Komplexität, Quantum oder unter noch anderen Labels verortet werden. Jedes dieser Labels umfaßt in sich selbst in der Regel bereits mehrere Strömungen und feinkörnige Unterscheidungen.

IFIS ehrt diese Vielfalt dieser Traditionen und konzentriert sich dabei mehr auf die tiefere Resonanz und Komplementarität zwischen ihnen als auf ihre unterschiedlichen terminologischen Oberflächen.