BNK | Verfassungs-Änderungen

Die vier von der BNK vorgeschlagenen neuen Verfassungsartikel sind wie 4 Orientierungspflöcke für eine post-materialistische Kultur und Lebensweise, welche sich auf das Wachstum des nicht-materiellen Reichtums ausrichten. Diese Vorschläge sind bewusst recht konkret gehalten, damit man sich darunter etwas vorstellen kann. Sie sind jedoch keineswegs abschliessend. Die BNK denkt bei der Einführung einer neuen Kultur und Lebensweise an einen Prozess, den unzählige Menschen mitgestalten. Die vier Verfassungsänderungen geben nur die mögliche Vision, eine Orientierung für alle Bemühungen, welche die Transformation der Gesellschaften verlangt. Die gemeinsame Ausrichtung des kreativen Prozesses ist entscheidend.

1. neuer Verfassungsartikel: "Wachstum des inneren Reichtums"

Mit diesem Artikel beschliesst die Bürgergemeinschaft oder das Parlament (also der Souverän), künftig das Wachstum auf immaterielle Güter auszurichten, auf den inneren Reichtum aller Menschen. Das ist der Grundsatzentscheid der Gesellschaft über den Richtungswechsel. Der materielle Bereich dieses Wachstums behält seine Bedeutung. Jedoch wird das Bestreben nach mehr Eigentum und mehr Konsum aufgegeben. Dazu wird eine gerechte Verteilung der materiellen Güter unter den Menschen verwirklicht (siehe unter 4.). Im privaten materiellen Bereich herrscht neu Genügsamkeit: "Ich habe für meine Lebenszufriedenheit und Freude genug, brauche weder mehr Besitz noch Verbrauch". Im öffentlichen Bereich freuen sich alle über das breite und hochqualitative Angebot an öffentlichen Gütern, welches allen zugutekommt.

2. neuer Verfassungsartikel: "Ein Bildungswesen für Kompetenz, Kreativität, Konfliktfähigkeit und Achtsamkeit"

Mit diesem Artikel beschliesst der Souverän, das Bildungswesen neu auszurichten. Breites Wissen und vielfältige Kompetenz werden als Ziele beibehalten. Verstärkt werden die Förderung der Kreativität und die Schulung des kritischen Denkens. Zusammen bilden sie einen wesentlichen Teil des inneren Reichtums des Menschen. Sie dienen der Lebensfreude, der Kultur, der Wirtschaft und der Wissenschaft zugleich. Neu wird grosses Gewicht gelegt auf die Wege zur Selbsterkenntnis, zur inneren Zufriedenheit, zur Konfliktbeilegung, zu gelingenden Beziehungen und zur Sinnlichkeit. Hohe Sinnlichkeit öffnet uns das Tor zum Reichtum der Natur und zur achtsamen Begegnung mit Menschen. Sie kosten nichts. Auch der Genuss des wunderbaren Reichtums der menschlichen Kulturen verlangt eine geschulte Wahrnehmungsfähigkeit.

3. neuer Verfassungsartikel: "Leben in den Belastungsgrenzen der Erde"

Hier beschliessen Bürgergesellschaft oder Parlament, die Lebensweise der ganzen Bevölkerung an die Belastungsgrenzen der Biosphäre progressiv anzupassen, bis spätestens 2050. In allen sensiblen Bereichen (Klimawandel, Biodiversität, Verschmutzung) müssen Regierung und Parlament die Grenzwerte der Naturbelastung auf wissenschaftlicher Basis festlegen, wo nötig pro Kopf. In gewissen Bereichen werden Konsum- oder Verbrauchsgrenzen festgelegt, welche für alle gelten. Es darf keine grossen Reichtumsprivilegien geben. Zudem werden alle Technologien einer mittelfristigen, planbaren ökologischen Revolution unterzogen, was ein immenser Einsatz an Kreativität verlangt.

Die BNK strebt für Konsum und Lebensstil, Technologien und Wirtschaft keine Schocktherapie an, sondern eine geordnete Transformation innerhalb von 20-30 Jahren. Das verlangt auf allen Ebenen: Regierung, Parlament, Bildung, Wirtschaft und Wissenschaft, ein dezidiertes intelligentes Vorgehen.

4. neuer Verfassungsartikel: "Verteilungsgerechtigkeit – Frieden unter den Menschen"

Der Souverän beschliesst eine materielle Verteilungsgerechtigkeit einzuführen (Einkommens- und Vermögensverteilung). Da Gerechtigkeit je nach Kultur verschieden ausgelegt wird, muss jedes Land sie selbst definieren und in Abständen immer wieder neu festlegen.

Frieden unter den Menschen ist möglich, wenn in der Gesellschaft das Gefühl von Gerechtigkeit verbreitet vorliegt. Auch wenn Gerechtigkeit elastisch ist: Die Menschen reagieren sehr sensibel auf Ungerechtigkeit, entweder mit Demotivation und Gleichgültigkeit, oder mit Wut und Gewaltanwendung.

Die reichen Demokratien der Welt könnten heute z.B. die Verteilungsgerechtigkeit so festlegen, dass der Abstand vom tiefsten zum höchsten Einkommen bei 1 zu 20 liegt (heute 1 zu 100 oder 1 zu 1000) und beim Vermögen im Bereich von 1 zu 25. Dies ändert an der Motivation zu hoher Leistung von begabten und kreativen Menschen nichts, denn sie sind von innen motiviert, kreativ zu leben (im Sinne der Selbstentfaltung). Die Verteilung der grossen Vermögen (z.B. über 5 Millionen $/Euro/CHF) führt dazu, dass alle Erwachsenen über ein Vermögen verfügen und Mitbesitzer werden. Das führt in eine Eigentümergesellschaft von auch wirtschaftlich verantwortlichen Bürgerinnen und Bürgern.

Gleichzeitig wird damit eine "echte Demokratie" eingeführt. Denn grosser Kapitalbesitz bedeutet eine immense Machtkonzentration, auch sozio-politisch und kulturell; diese ist tief undemokratisch. Die Verteilung des Grosskapitals ist eine Verteilung von Macht und Verantwortung: dazu sind die Bevölkerungen vieler Länder in der Lage.

Die Kapitalelite ist auch ein wesentlicher Motor des Wirtschaftswachstums. Dieser muss in wohlhabenden Ländern gedrosselt und umgelenkt werden.

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Mit diesen vier Orientierungspfählen möchte die BNK die menschlichen Gesellschaften neu ausrichten, zuerst in den reichen Ländern. Ob es weitere solche Pfähle der gesellschaftlichen Orientierung braucht, wird sich im Lauf der Zeit weisen.

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